MusikWoche

Recorded & Publishing

[Der online einsehbare Brief](https://www.openpetition.de/petition/online/offener-brief-keine-vorschnelle-abschaltung-von-puls-radio-zeit-alternativen-jetzt-sichern) wird von einer Vielzahl von Erstunterzeichnern aus der bayerischen Musik- und Kulturwirtschaft sowie von über 150 Musiker:innen und weiteren Unterstützern getragen.

"Mit großer Sorge haben wir von den Plänen erfahren, BR PULS als Radioprogramm Ende 2025 einzustellen. PULS Radio war und ist ein zentraler Ort für die bayerische und deutsche Musik- und Kulturvielfalt – besonders für junge, unabhängige Künstlerinnen und Künstler. Eine Abschaltung würde nicht nur ein Radioprogramm treffen, sondern eine ganze Generation kreativer Akteur:innen in Bayern", heißt es einleitend in dem Brief.

Man habe Puls Radio über Jahre als Plattform genutzt, um die eigene Arbeit sichtbar zu machen, Feedback zu bekommen und wiederkehrend Publikum zu gewinnen. "Ohne Puls Radio drohen weniger Reichweite, weniger Gigs, geringere Verdienstmöglichkeiten und weniger Dialog mit der Zielgruppe – kurz gesagt: geringere Chancen, sich künstlerisch weiterzuentwickeln und wirtschaftlich zu bestehen."

Deshalb werden in dem offenen Brief Forderungen gestellt. So sei eine Abschaltung zum 31. Dezember 2025 ist zu kurzfristig. "Es braucht eine längere Übergangsfrist. Puls Radio ist eine Förderinstitution für Newcomer. Gebt uns mehr Zeit!"

Nach der Abschaltung brauche es adäquate Alternativen: feste, klar kommunizierte Sendeplätze für Puls-Inhalte auf Bayern 2 und Bayern 3 – "nicht als Randnotiz, sondern als verbindliche, gleichwertige Weiterführung der Nachwuchsförderung." 

Auch solle eine lineare Ausstrahlung für GEMA/GVL-relevante Musiktitel sichergestellt werden , "damit Nachwuchskünstler:innen weiterhin fair vergütet werden und nicht von der Wertschöpfungskette ausgeschlossen werden." Der Brief fordert einen offenen Dialog mit der künstlerischen Community über Übergangslösungen, Förderwege und Kooperationsmodelle, die die kuratorische Linie von Puls Radio fortführen.

In einem weiteren Punkt kritisieren die unterzeichnenden Unternehmen und Personen: "Wir nehmen wahr, dass immer wieder Formate verschwinden, die sich gezielt an ein Publikum unter 40 wenden. Puls Radio war in diesem Kontext nicht nur ein Sender, sondern ein Türöffner für Talente, ein Ort der Innovation und ein Motor für die bayerische und deutsche Musikszene. Ihn abzuschalten, schwächt die kulturelle Infrastruktur nachhaltig."

Die Unterzeichner betonen, dass Formate wie "Puls Startrampe" oder "BR Pop Radar" wichtige Bausteine seien – aber kein Ersatz für ein tägliches Radioprogramm. "Außerdem sind die bleibenden Puls-Formate zu 100 Prozent abhängig von Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube – also von gewinnorientierten, internationalen Konzernen. Ein öffentlich-rechtlicher Sender darf sich bei der Ansprache junger Zielgruppen nicht völlig von privaten Plattformen und deren Algorithmen abhängig machen."

Der Brief verweist auch darauf, dass die geringeren Hörerzahlen von Puls nicht an mangelnder Relevanz gelegen hätten, sondern daran, dass man dem Sender nie eine UKW-Frequenz zugestanden und ihn durch Sparmaßnahmen klein gehalten habe. "Vergleichbare ARD-Jugendwellen zeigen, dass solche Formate durchaus erfolgreich sein können, wenn man sie ernst nimmt und fördert."
 
"Puls Radio war mehr als ein Radiosender: Es war die Förderinstitution des Bayerischen Rundfunks für Nachwuchsmusiker:innen, die Talente sichtbar gemacht, Regionen vernetzt und den kulturellen Diskurs in Bayern bereichert hat. Eine rein digitale Fortführung kann diese Rolle nicht vollständig ersetzen – weder in Reichweite noch in Bezug auf faire Vergütung und kulturelle Verantwortung."

Abschließend heißt es: "Was auf den ersten Blick nach einer reinen Programmreform aussieht, kann auf lange Sicht die kulturelle Vielfalt und die demokratische Stabilität gleichermaßen schwächen. Die Zukunft der bayerischen Kultur hängt davon ab, dass Räume wie Puls Radio erhalten bleiben oder durch tragfähige Alternativen ersetzt werden. Wir bitten Sie dringend, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken und echte Alternativen zu prüfen."

Die kreative Szene Bayerns lebe von Austausch, Vielfalt und nachhaltigen Strukturen, betonen die Unterzeichner. "Abrupte Entscheidungen ohne Rücksicht auf diese Grundlagen gefährden nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft unseres Kulturlandes und der Kreativwirtschaft."

**Unterzeichner:**

VUT Süd

Verband für Popkultur in Bayern e.V. (VPBy)

Bundesverband Popularmusik e.V. 

Pro Musik - Verband freier Musikschaffender e.V.

​​SK3 - Ständige Konferenz für Kunst und Kultur in Bayern

Bayerischer Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft e.V. (BLVKK)

Feierwerk Fachstelle Pop

Musikzentrale Nürnberg e.V.

Eskapaden Booking 

Miau Music - Antje Zelnitschek

Donnerwetter Musik

Inselgruppe

Verband der Münchner Kulturveranstaltenden (VDMK) e.V.

Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. (BHG)

südpolmusic

Backstage Concerts

target concerts

Muffathalle

Forum Kultur- und Kreativwirtschaft Regensburg e.V.

Pop Info Niederbayern

Blackout Problems

Clouds Hill Hamburg

Trikont

Substanz – Die Vollstrecker Gaststättengesellschaft




Offener Brief gegen vorschnelle Puls-Abschaltung