MusikWoche

Recorded & Publishing

**Aus welchem Ziel heraus haben Sie den Preis [auf die Kategorie Songwriting](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/female-producer-prize-oeffnet-sich-fuer-songwriterinnen-ae75834af664ef1e6059d89b3665ff02) ausgeweitet?**

Pamela Owusu-Brenyah, Vorstand Music Women* Germany: Die Erweiterung des Preises ist für uns ein konsequenter Schritt, um die kreative Vielfalt von FLINTA*-Personen in der Musikbranche sichtbarer zu machen. Songwriting ist dabei ein zentraler, aber oft unsichtbarer Teil des kreativen Prozesses.

[Jovanka v. Wilsdorf](/person/jovanka-von-wilsdorf), Artist Coach, Creative Consultant, Musikerin: Weiterhin ist uns in vergangenen Ausschreibungen aufgefallen, dass viele Bewerberinnen auch im Bereich Songwriting aktiv sind. Durch die Einführung der neuen Kategorie möchten wir herausragende Songwriterinnen gezielt vernetzen.

[Finja Nierth](/person/finja-nierth), Director Creative & Repertoire bei [Sony Music Publi­shing](/company/sony-music-publishing-germany) & Jurymitglied 2025: Außerdem gibt es bei Songwriterinnen – genau wie bei Produzentinnen – nach wie vor ein Missverhältnis von Talent und Sichtbarkeit. In Deutschland gibt es viele erfolgreiche Songwriterinnen, die mehr Anerkennung und Bühne verdienen.

Jules Müller, A&R Manager bei [Epic Records](/company/international-marketing-gsa-repertoire-unit)/[Sony Music](/company/sony-music-entertainment-germany_2) & Jurymitglied 2025: Insbesondere unter Künstlerinnen* nehmen wir wahr, dass diese gern mehr mit weiblichen Songwriterinnen arbeiten würden. Deswegen können wir durch die Erweiterung des Preises noch mehr Beteiligte im Song-Entstehungsprozess vernetzen und inspirierende Räume für Kreativität schaffen.

**Die Definition von Produzent:innen hat sich seit den 1960ern bis heute stark verändert. Überlappen sich die Kategorien Songwriting und Producing nicht?**

Finja Nierth: Ja, die Definition hat sich natürlich verändert. Ob und in welchem Maße sich Produktion und Songwriting überlappen, ist allerdings letztlich immer eine Entscheidung der Beteiligten. Auch in den 60ern gab es sicher Producer, die ihre Rolle so interpretierten, dass sie auch Teil des Songwriting waren. Zweifellos hat sich der Trend aber immer mehr in die Richtung verschoben, dass Produzent:innen in immer stärkerem Maße Einfluss auf das Writing nehmen. Nicht zuletzt deshalb, weil heutzutage Tracks oft mehr "production driven" sind als damals.

Jules Müller: Die Grenzen zwischen Produktion und Songwriting sind schlichtweg viel fließender geworden. Viele schreiben, produzieren, arrangieren und entwickeln ihre Songs im gleichen kreativen Prozess. Dennoch sind es zwei unterschiedliche Schwerpunkte, die auch separat voneinander bewertet und gefördert werden sollten.

Pamela Owusu-Brenyah: Außerdem muss man sagen: gute Produzent:innen sind nicht automatisch gute Songwriter:innen und umgekehrt. Beides sind eigenständige, hochkreative Handwerke mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Songwriting erzählt Geschichten, Produktion übersetzt Emotionen und Ideen in Klang.

Jovanka v. Wilsdorf: Musik­produktion wurde schon immer sehr unterschiedlich definiert. Mal wird eine musikalische Gesamtvision definiert und umgesetzt, mal steht die technische Ausarbeitung bestehender Songs im Vordergrund. Beatproducer:innen von heute legen oft schon ein ganzes Instrumental vor. Und dadurch, dass heute enorm viel am Rechner passiert, ist das Songwriting oft schon mit Arrangement und Musikproduktion ­verbunden.

![Vertreten ­Sony Music beim ­Female* Producer Prize: Jules Müller... Foto: Annette Koroll](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/baccb48e-aa4a-4523-83d0-3ee003644f4d.jpg)

![... und Finja Nierth. Foto: Anna Hentzschel](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/7656731b-5a08-4073-b8f1-9edc18700cb0.jpg)

**Sind Ihnen [in diesem Jahr](https://www.musikwoche.de/en/recorded-publishing/sony-music-und-music-women-germany-feierten-vierten-female-producer-prize-4445a4e97124f75a1054c9fc7fc7017c) gewisse Trends oder Innovationen unter den Einreichungen aufgefallen?**

Jules Müller: Als erstmaliges Jurymitglied war ich vor allem überrascht darüber, wie vielfältig die Einreichungen in diesem Jahr waren, gerade hinsichtlich Genre. Von HipHop über Techno, Filmmusik und Indie war wirklich alles vertreten. Ein weiterer Beweis dafür, dass es Female* Talents wirklich in den verschiedensten Genres und ­Bereichen der Musikproduktion gibt.

**Wie erreichen Sie in der Bewerbungsphase Produzentinnen, die möglicherweise noch nicht Teil der etablierten Musikszene sind?**

Pamela Owusu-Brenyah: Genau dafür steht Music Women* Germany: Wir bauen Brücken zwischen der etablierten Musikindustrie und den vielen Talenten, die bisher außerhalb ihrer Strukturen arbeiten. Unser Netzwerk ist bundesweit in neun Ländern aktiv und dadurch sehr dezentral aufgestellt. Diese lokale Verankerung ermöglicht es uns, Menschen zu erreichen, die sonst oft übersehen werden – wie zum Beispiel Produzent:innen und Songwriter:innen, die vielleicht noch am Anfang ihrer Karriere stehen oder bewusst unabhängig arbeiten.

Jovanka v. Wilsdorf: Weiterhin setzen wir auf Ambassadors, um Personen außerhalb unserer existierenden Bubble zu erreichen. Unter anderem wollen wir in den nächsten Jahren noch stärker Personen aus Genres außerhalb des Mainstreams erreichen, zum Beispiel aus Bereichen wie Underground Electronic oder HipHop.

**Was ist eigentlich aus den [Gewinnerinnen des letzten Jahrgangs](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/female-producer-prize-geht-an-joules-the-fox-kuoko-und-acht-weitere-acts-e29e0cebe6f44dffcf3e00ebe1c9756a) geworden? Gibt es nennenswerte Projekte oder Kollaborationen, in denen sie involviert sind?**

Jules Müller: Wir schaffen mit dem Female* Producer Prize vor allem Sichtbarkeit, Vernetzung und eine Plattform für Weiterentwicklung. Seit der Auszeichnung konnten einige Gewinnerinnen aus den letzten Jahren beeindruckende Schritte in ihrer Karriere gehen. [Mona Yim](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/musikwoche-stellt-vor-mona-yim-gewinnerin-des-female-producer-prize-2023-c45d957a5e443ab9ec4f701276641075) ist heute international als DJ und Produzentin gefragt, [Sheyda Minia](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/musikwoche-stellt-vor-sheyda-minia-gewinnerin-des-female-producer-prize-2023-9f7c2c0b66f474aeb66ca74312084666) produziert für Künstler:innen wie [Samy Deluxe](/person/samy-deluxe), [Evîn](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/musikwoche-stellt-vor-evin-gewinnerin-des-female-producer-prize-2023-690782fbfc24ca833ac372fa3acf2576) ist auf dem neuen Track von Drake zu hören, "What Did I Miss?", [Novaa](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/die-gewinnerinnen-des-female-producer-prize-2022-im-portraet-10e803e895246f0c9c8befea2aa2e8e0) konnte sich als Produzentin und kreative Stimme in der Szene etablieren und [Sera Kalo](https://www.musikwoche.de/artists/musikwoche-stellt-vor-sera-kalo-gewinnerin-des-female-producer-prize-2024-a71894d89364a48e740bd4c1a503b2a9) wurde mit dem [Deutschen Jazzpreis 2025](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/deutscher-jazzpreis-wurde-zum-fuenften-mal-verliehen-90fe40f980348bb06cbb484d354f736c) ausgezeichnet.

Jovanka v. Wilsdorf: Weiterhin hätten wir [Gotopo](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/die-gewinnerinnen-des-female-producer-prize-2022-im-portraet-10e803e895246f0c9c8befea2aa2e8e0), die inzwischen international mit ihren Produktionen tourt, oder auch [Maxi Menot](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/die-gewinnerinnen-des-female-producer-prize-2022-im-portraet-10e803e895246f0c9c8befea2aa2e8e0), die es mit ihrem Filmscore in die deutsche Vorauswahl für die Oscars geschafft hat. Allerdings sind unsere Gewinnerinnen für sich und unabhängig von unserem Preis ­exzellent. Was uns allerdings sehr freut: Wir kriegen von unseren Gewinnerinnen immer wieder das Feedback, dass die Unterstützung und die Sichtbarkeit, die der Award mit sich bringt, oft über Bande zu neuen Aufträgen und entscheidenden professionellen Kontakten führt.

**Planen Sie, das Format künftig noch mehr zu erweitern, vielleicht schon nächstes Jahr?**

Finja Nierth: In diesem Jahr war unser Ziel unter anderem, die konkreten Mehrwerte für die Gewinnerinnen zu erweitern. So organisieren wir als Sony Music Publishing erstmals ein dreitägiges Songwriting Camp, das den Gewinnerinnen zusätzliche Möglichkeiten bietet, sich zu vernetzen und weiterzuentwickeln. Und im besten Fall entstehen auch daraus wiederum neue Projekte, die dem Female* Producer Prize zugutekommen.

Pamela Owusu-Brenyah: Es ist unser stetiges Ziel, den Female* Producer Prize mit Blick auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Musikbranche und der Community weiterzuentwickeln. Wir fragen uns jedes Jahr aufs Neue: Wo gibt es noch Lücken, welche Themen sind wichtig, und wie können wir sie sichtbar machen? Dabei sind wir stets auf der Suche nach Partner:innen, die ebenfalls an unsere Vision glauben. Deswegen sind wir auch extrem dankbar, dass die [Initiative Musik](/company/initiative-musik) in diesem Jahr die Bedeutung des Female* Producer Prize erkannt und uns so tatkräftig unterstützt hat.

**Über den Award**

Der Female* Producer Prize wurde 2022 durch Music Women* Germany, Sony Music Entertainment und auf Initiatorin Jovanka v. Wilsdorf ins Leben gerufen. Ziel ist es, herausragende FLINTA*-Musikproduzent:innen und -Songwriter:innen in Deutschland zu fördern und sichtbarer zu machen. Der Female* Producer Prize ist ein Kooperationsprojekt der Initiative Musik im Rahmen ihrer Strukturförderung und wird mit Mitteln des [Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien](/company/dieder-beauftragte-der-bundesregierung-fuer-kultur-und-medien) (BKM) unterstützt.

"Vielfalt von FLINTA* in der Branche ­sichtbarer machen" fordern die Initiatorinnen des Female* Producer Prize

"Vielfalt von FLINTA* in der Branche sichtbarer machen" fordern die Initiatorinnen des Female* Producer Prize