MusikWoche

Recorded & Publishing

[Gerade erst](https://www.musikwoche.de/recorded-publishing/aus-virgin-records-wird-intercord-records-b9965a09385460e9361623955defb022) gab [Universal Music](/company/universal-music) bekannt, die bisherige [Virgin Records](/company/virgin-records) mit sofortiger Wirkung in Intercord Records umzubenennen. Nun erläutern [Alexander Neipp](/person/alexander-neipp) (Vice President Intercord / Marketing) und [Magnus Textor](/person/magnus-textor) (Vice President Intercord ­Records / A&R & Dance Electronic Central Europe Universal Music) im Gespräch mit MusikWoche die Beweggründe für die Umbenennung und wie sie die Traditionsmarke Intercord Records neu ausrichten wollen.

*MusikWoche: Die einstige Intercord wurde im Mai 1966 gegründet. Mal ehrlich: Sie wollten doch schon immer mal einen 60. Labelgeburtstag feiern, oder was gab ansonsten den Ausschlag, genau diese Marke samt ihrer langen Tradition im deutschen Musikbiz als Label-Identität neu zu beleben?*

**Alexander Neipp:** Nicht wirklich der Geburtstag, eher der perfekte Moment war ausschlaggebend. Denn wir wollten eine Identität schaffen, die unsere Entwicklung widerspiegelt - eigenständig, international und zukunftsgerichtet, aber mit Wurzeln in der deutschen Musikgeschichte. Intercord Records steht genau für diese Mischung aus Tradition und Aufbruch. Das Label war immer ein Ort, an dem Neues entstehen durfte - und das passt wunderbar zu dem, was wir heute als Team und Marke verkörpern.

*MusikWoche: Intercord Records steht für eine historisch gewachsene Marke und Erfolge mit Acts auf einer Spannbreite von Pur, Reinhard Mey oder Pe Werner, aber auch für die Zusammenarbeit mit Depeche Mode oder Nick Cave. Haben Sie Respekt oder vielleicht sogar ein bisschen Ehrfurcht davor, in diese Fußstapfen zu treten?*

**Magnus Textor:** Absolut - auch nicht zu vergessen sind Moby oder Faithless. Intercord hat einige der prägendsten Artists der deutschen und internationalen Musikgeschichte begleitet. Diese Namen erinnern uns täglich daran, dass es im Kern immer um Haltung und Handschrift geht. Wir treten in große Fußstapfen, aber nicht, um sie auszufüllen - sondern um neue zu hinterlassen.

*MusikWoche: Ein Rebranding ist immer ein großer Schritt - vor allem, wenn man als Label bereits erfolgreich ist. Wie sahen die ersten Reaktionen der Mitarbeitenden auf den Schritt aus? Und wie haben die Künstler:innen reagiert?*

**Alexander Neipp:** Die Reaktionen waren überwältigend positiv. Wir sind als Label in den letzten Jahren sehr gewachsen und haben eine starke Community aufgebaut - Artists, Team, Partner:innen. Für viele fühlte sich der Schritt natürlich an: Wir haben dieser gemeinsamen Energie jetzt einfach den richtigen Namen gegeben. Viele Künstler:innen sagten: »Endlich hat das Kind einen eigenen Namen!« - das fasst es ganz gut zusammen.

> »Wir sehen Musik als ­Kultur­moment, nicht als Schublade. Wandlungsfähig, artist-driven und mit ­einem klaren Gefühl ­dafür, was ­morgen wichtig sein wird.« Alexander Neipp

*MusikWoche: Wie definieren Sie den Markenkern von Intercord im Jahr 2025 und darüber hinaus: Was soll die Marke an Werten oder Leitmotiven verkörpern?*

**Alexander Neipp:** Intercord steht für Bewegung, Offenheit und Authentizität. Wir wollen ein Zuhause sein für Acts, die ihre eigene Vision verfolgen - mutig, international, genreübergreifend. Der Kern bleibt Dance, aber unser Selbstverständnis ist deutlich breiter als die Definition eines einzelnen Genres: Wir sehen Musik als Kulturmoment, nicht als Schublade. Wandlungsfähig, artist-driven und mit einem klaren Gefühl dafür, was morgen wichtig sein wird.

> »Virgin Records war eine großartige Ära. Wir haben über Jahre ein Profil entwickelt, das über das reine Label-Dach hinausgewachsen ist. Intercord Records erlaubt uns, diese Identität sichtbarer zu machen - mit klarer Kante und einer starken Verbindung zu unserer Geschichte.« Magnus Textor

*MusikWoche: Und warum war das mit der Marke Virgin nicht mehr machbar?*

**Magnus Textor:** Seit 2018 haben wir der Marke Virgin Records wieder neues Leben eingehaucht und haben uns in kürzester Zeit zum erfolgreichsten elektronischen Label Deutschlands entwickelt, aber auch außergewöhnliche Erfolge international feiern dürfen. Wir mussten aber auch feststellen, dass es immer mal wieder Verwechslungspotenzial zur Virgin Music Group-Brand gab, die innerhalb von Universal Music ein ganz anderes Service-Portfolio anbietet. Dafür war die Umbenennung für uns eben auch ein logischer Schritt, um deutlich mehr Trennschärfe aufzuzeigen. Virgin Records war eine großartige Ära. Wir haben über Jahre ein Profil entwickelt, das über das reine Label-Dach hinausgewachsen ist. Intercord Records erlaubt uns, diese Identität sichtbarer zu machen - mit klarer Kante und einer starken Verbindung zu unserer Geschichte. Es ist weniger ein Abschied als eine Weiterentwicklung.

> »Unsere Strategie ist, offen für alle Facetten von Popmusik zu ­bleiben und gleichzeitig die ­kulturelle Dimension im Blick zu behalten.« Magnus Textor

*MusikWoche: Die Grenzen zwischen Dance und Pop verschwimmen zunehmend. Wie wollen Sie das Artist-Roster künftig strukturieren, um dieser Dynamik gerecht zu werden?*

**Magnus Textor:** Dance und Pop sehen wir schon lange eng miteinander verbunden. Dennoch hat elektronische Musik ihre Wurzeln im Club und hat eine eigene Kultur, die für Offenheit steht, sich aber auch mal von Popmusik abgrenzt. Wir haben eine gewisse Demut vor der elektronischen Musikkultur auch immer als einen wesentlichen Unterschied zu anderen Marktteilnehmenden empfunden. Wir haben einige elektronische Musiklabels im Markt starten und wieder schließen sehen, sobald der nächste Pop-Dance-Trend vorbei war. Wir lieben Hits und wollen auch das kulturelle Erbe bewahren und weiterentwickeln.

**Alexander Neipp:** Dass wir mit Artists wie ATB, Fritz Kalkbrenner, Loco Dice oder Roger Sanchez, Scooter und Avicii arbeiten, die diese Kultur über Jahrzehnte geprägt haben, erfüllt mich mit Dankbarkeit. Sie haben das Fundament gelegt, auf dem elektronische Popmusik bis heute aufbaut.

**Magnus Textor:** Unsere Strategie ist, offen für alle Facetten von Popmusik zu bleiben, die Schnittstelle zur elektronischen Musik zu suchen und gleichzeitig die kulturelle Dimension im Blick zu behalten. Genau darin liegt unsere Stärke.

*MusikWoche: Was bedeutet das in Hinblick auf eine künftige Signing-Strategie? Geht es bei der neuen Intercord eher um etablierte Acts oder legen Sie einen stärkeren Fokus auf Newcomer und Artist Development?*

**Magnus Textor:** Wir lieben Hits - und wir lieben Artist-Karrieren. Beides sind klarere Bestandteile unserer Label-Strategie. Gleichzeitig verstehen wir uns als strategische Partner: für Managements und für unternehmerische Köpfe, die wir empowern möchten. Das war immer ein wichtiger Teil unserer Arbeit - etwa beim Start von Tomorrowland Music oder bei der Zusammenarbeit mit dem jungen Berliner Label Polyamor, gewachsen aus einer Clubreihe mit starkem kulturellem Fundament.

**Alexander Neipp:** Über allem steht für uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den gleichen Ambitionen: künstlerisch relevant zu sein, unternehmerisch zu wachsen - bestenfalls auch gekrönt mit internationalem Erfolg.

![Haben die neue Merch-Kollektion von Intercord Records schon zum anstehenden Amsterdam Dance Event am Start: Ali Neipp (hinten, links) und Magnus Textor. Foto: BYNDC Agency](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/2b1acfbf-9cb2-46c5-a321-015b25a44dc7.png)

*MusikWoche: Wie schätzen Sie die künftige Entwicklung des Genres Dance ein, insbesondere im deutschen Markt?*

**Alexander Neipp:** Dance und Electronic sind nach Pop und HipHop das drittgrößte Genre in Deutschland und als Export aus Deutschland in einer absoluten Sonderposition. Das Genre hat in den vergangenen Jahren enorm an Breite gewonnen und befindet sich inzwischen auf einem Plateau.

**Magnus Textor:** Spannend ist aber: Gerade die junge Zielgruppe denkt längst nicht mehr in klaren Genrekategorien wie Dance oder HipHop. Elektronische Produktionen sind vielmehr ein Layer, der im Crossover mit vielen Facetten und Subgenres präsent ist. Genau darin liegt für uns das Potenzial: Wir verstehen Dance längst nicht nur als EDM, sondern als ein weites Spektrum mit kultureller und kreativer Vielfalt. Für uns bedeutet das, dass wir innerhalb dieses Spektrums gezielt Nischen identifizieren, in denen wir präsent sind.

*MusikWoche: Sie arbeiten im Hause Universal Music über Ländergrenzen hinweg eng mit dem Central European Dance Hub zusammen. Wird diese Kooperation auch künftig eine Rolle spielen, oder planen Sie, Intercord stärker eigenständig auszurichten?*

**Magnus Textor:** Diese Kooperation bleibt ein zentraler Bestandteil. Der Austausch über Ländergrenzen hinweg inspiriert und ermöglicht Reichweite, die in einem globalen Netzwerk natürlich noch deutlich breiter aufgestellt ist. Gleichzeitig soll Intercord Records als Marke klar erkennbar und eigenständig auftreten - wir stehen auf eigenen Füßen, aber innerhalb eines starken internationalen Netzwerks.

*MusikWoche: Können Sie schon etwas über erste Projekte oder Signings verraten, die das neue Kapitel von Intercord prägen sollen?*

**Magnus Textor:** Wir starten mit starken neuen Partnerschaften auch im Pop-Segment: Leony, Ray Dalton und einige spannende neue Signings, die wir bald vorstellen werden. Außerdem freuen wir uns bei Zeitgeist auf eine engere Zusammenarbeit mit HBz, mit denen wir in der Vergangenheit schon tolle Erfolge einfahren konnten. Den Auftakt feiern wir beim Amsterdam Dance Event - mit unserem Intercord Records Mixer im Soho House. Das wird nicht nur ein Showcase, sondern auch eine kleine Liebeserklärung an das, was uns antreibt: Musik, Gemeinschaft und Bewegung.

> »Intercord Records ist keine neue Abteilung, sondern das gleiche Team mit neuem Namen, neuer Energie und einem noch klareren Fokus..« Alexander Neipp


*MusikWoche: Unter der Dachmarke Virgin Records war auch das Sublabel Zeitgeist angedockt. Wie wird die Aufteilung zwischen diesen Marken künftig aussehen?*

**Magnus Textor:** Die Positionierung von Zeitgeist bleibt unverändert. Das Sublabel steht unter der A&R-Leitung von Max Kleinschmidt und fokussiert sich weiterhin auf die Harder-Dance-Genres, Big Room und Commercial Dance.

**Alexander Neipp:** In diesem Segment konnten wir in diesem Jahr mit Oimara und Wackelkontakt einen fantastischen Erfolg feiern - die erfolgreichste Nummer des Jahres bislang, sieben Wochen auf Platz eins. Zeitgeist arbeitet eng mit spannenden Künstlern wie Luca Dante-Spadafora, HBz, KXXMA, LIZOT, Harris & Ford zusammen. Gemeinsam mit ihnen arbeiten wir an Antworten auf die Evolution von Big Room und Harder-Dance-Crossover.

![Das Team von Intercord Records und Zeitgeist (von links): Ali Neipp (Vice President Intercord Records / Marketing), Jenny Weiss (Product Manager), Hannes Lohrer (Senior Product Manager), Lea Wick (Praktikantin), Bernice Waldvogel (Junior Project Coordination Manager / Label Assistant), Pamela Bürger (Senior Product Manager & Lead ERG Projects (Better Together), Daniele Tonelli (Senior Project Coordination Manager), Carolin Porepp (Auszubildende), Marie Kück (A&R Manager), Tobias Badstöber (A&R Coordination Manager), Hanna Wangemann (A&R Consultant), Laura Minutolo (Senior A&R Manager), Max Kleinschmidt (Director A&R - Zeitgeist), Nali Bansemer (Praktikantin), Cecil Lustig (Project Manager), Maurice Walper (Senior A&R Manager), Louisa Krause (Product Manager), Magnus Textor (Vice President Intercord Records / A&R & Dance Electronic CE). Foto: BYNDC Agency](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/857392cd-4b60-4081-bd8e-f6b6a93a0bf3.png)

*MusikWoche: Was bringt die neue Marke in Hinblick auf die Aufstellung des Teams mit sich, gibt es personelle Veränderungen im Zuge der Neuausrichtung?*

**Alexander Neipp:** Nein, und das ist auch gut so. Das Herz bleibt dasselbe: die A&Rs, Product Manager:innen und Kreativen, die all diese Erfolge möglich gemacht haben. Intercord Records ist keine neue Abteilung, sondern das gleiche Team mit neuem Namen, neuer Energie und einem noch klareren Fokus.

*MusikWoche: Wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft blicken: Was wäre der Punkt, an dem Sie sagen - »Ja, das Rebranding war genau der richtige Schritt«?*

**Magnus Textor:** Ganz klar: Wenn Intercord für Artists und Fans gleichermaßen für die Brand steht, die sie ist - das Label, das Karrieren formt, Szenen verbindet und Musikgeschichte fortschreibt. Wenn man in Europa über Dance spricht und automatisch an Intercord Records denkt und wenn wir noch immer so viel Leidenschaft für jeden Release empfinden wie heute - dann haben wir als Team alles richtig gemacht.

Intercord-Umbenennung: "Wir lieben Hits und Artist-Karrieren"

Tragen das neue Logo von Intercord Records bereits auf der Brust: Magnus Textor (Vice President Intercord Records / A&R & Dance Electronic CE, links) und Ali Neipp (Vice President Intercord Records / Marketing).