Anzeige
Musik

Warner Music und EMI fusionieren

Vor einer Woche stellte MUSKWoche nach dem Merger von AOL und Time Warner die Frage, ob EMI jetzt auf Brautschau gehe. Die Antwort liefert die Vermählung von Time Warners Musik-Arm, Warner Music, und der EMI Group zum größten Musik-Konzern der Welt.

Norbert Obkircher27.01.2000 23:00

Vor dem Hintergrund des Deals zwischen AOL und Time Warner beansprucht Warner EMI Music auch die Marktführerschaft in Sachen Verbreitung von Musik im Internet. Der Börsenwert des Joint-Venture-Unternehmens beträgt rund 12 Milliarden Pfund. Sowohl Time Warner als auch EMI Music halten jeweils einen Anteil von 50 Prozent. Die Kontrolle des Managements obliegt allerdings Time Warner. Im elfköpfigen Vorstandsgremium sitzen sechs Vertreter des US-Konzerns, EMI hat fünf Sitze. Designierter CEO von Warner EMI Music ist Roger Ames, bislang Chef von Warner Music. Ken Berry, CEO von EMI Recorded Music, soll im Joint Venture den Posten des Chief Operating Officers (COO) bekleiden. Als Co-Chairmen fungieren künftig Richard Parsons, President von Time Warner, und Eric Nicoli, Chairman der EMI Group. Im Zuge der Fusion soll als Ausgleich für die Management-Hoheit von Warner jeder EMI-Aktionär eine Prämie von einem Pfund pro Aktie erhalten, was Time Warner rund 1,3 Milliarden Pfund kostet. Die Partner erhoffen sich ab dem dritten Jahr nach Abwicklung des Zuammenschlusses durch Synergieeffekte jährliche Einsparungen in Höhe von 250 Millionen Pfund. Der neue Konzern plant laut Ken Berry innerhalb der nächsten drei Jahre einen Abbau des weltweiten Mitarbeiterstabes um rund 3000 Stellen. Die Fusion soll im zweiten Halbjahr 2000 über die Bühne gehen - vorbehaltlich der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden oder eines Gegenangebots, das nach Angaben von Eric Nicoli jedoch nicht existiere. Auch Bertelsmann-dementierte, dass das Unternehmen ein solches Angebot abgeben werde. Britische Zeitungen hatten berichtet, Bertelsmann habe im letzten Moment versucht, die Warner-EMI-Hochzeit zu verhindern und sich EMI mit einer Kauf-Offerte von sechs Milliarden Pfund selbst einzuverleiben. Als mögliche Kandidaten für ein Gegenangebot gelten zudem Sony Music, die Online-Firma Yahoo! sowie Rupert Murdochs News Corporation. Die Londoner Börse reagierte nach Bekanntgabe der Fusion am 24. Januar zunächst mit dem Anstieg der EMI-Aktie auf den Rekordwert von 8,10 Pfund. Sie fiel im Lauf des Tages aber wieder auf 7,36 Pfund. EMI Electrola in Köln und Warner Music Germany waren bisher zu keinem Statement bereit. Die deutsche EMI-Dependance mochte auch Mutmaßungen hinsichtlich einer möglichen Schließung des Distributions-Centers Butzweiler Hof in Köln nicht kommentieren.

Anzeige