RIAA-Taktik stößt auf Widerstand
Die Klagewelle mit der die Recording Industry Association of America (RIAA) seit einigen Tagen versucht, Einzelpersonen wegen mutmaßlich illegaler Tauschbörsennutzung vor den Kadi zu ziehen, schlägt hohe Wellen. In den USA formiert sich bereits der öffentliche Widerstand. Doch die RIAA beharrt auf ihr Recht.
Die Klagewelle mit der die Recording Industry Association of America (RIAA) seit einigen Tagen versucht, Einzelpersonen wegen mutmaßlich illegaler Tauschbörsennutzung vor den Kadi zu ziehen, schlägt hohe Wellen. In den USA formiert sich bereits der öffentliche Widerstand. Doch die RIAA beharrt auf ihr Recht. In einer Umfrage, die die Marktforscher Peter D. Hart Research Associates im Auftrag des Branchenverbands zwei Tage vor Beginn der Klagewelle bei knapp über 800 Personen durchführten, kam zu Tage, dass 52 Prozent der Amerikaner das Vorgehen der RIAA richtig finden. Nur 21 Prozent sprachen sich dagegen aus. Für den neuen RIAA-Chairman Mitch Bainwol steht damit fest: "Unsere Botschaft kommt definitiv bei den Leuten an." In den vergangenen Tagen verklagte die RIAA 261 Personen, die sie des unrechtmäßigen Gebrauchs von urheberrechtlich geschützter Musik bezichtigt. Laut US-Recht erwartet die Beschuldigten ein Strafmaß von bis zu 150.000 Dollar pro Song, den sie online verfügbar gemacht haben. Unter den Beklagten befanden sich auch Einzelfälle, die von den Medien mit viel Brimborium öffentlich gemacht wurden. So wurde bekannt, dass unter anderem eine Zwölfjährige ins Visier der RIAA geriet, und daraufhin ihre Mutter sich außergerichtlich mit einer Abschlagszahlung von 2000 Dollar von weiterer Strafverfolgung befreite. Fälle wie dieser kratzen derzeit am Image der RIAA in der amerikanischen Öffentlichkeit. Und auch die umstrittenen Tauschbörsen formieren sich. So gründeten sechs P2P-Websites einen Verband namens P2P United. Dessen Vorstand, Adam Eisgrau, hält die Taktik der RIAA für schändlich und greift den Verband an: "Die versuchen mit 150.000-Dollar-Klagen und hochbezahlten Anwälten 2000 Dollar aus dem 'kleinen Mann' herauszupressen. Statt weiterhin so feige zu handeln, sollte die Musikindustrie lieber den Kampf mit uns aufnehmen." Diesbezüglich wurde die RIAA gemeinsam mit dem Filmverband MPAA bereits in der Vergangenheit aktiv, doch der Rechtsstreit mit den P2P-Netzwerkbetreibern Streamcast und Grokster ist noch nicht entschieden. Unterdessen setzen die Verbände auf eine neue Taktik: Im Kampf gegen die Tauschbörsen soll das Argument, sie förderten die Verbreitung von Kinderpornographie, die Richter überzeugen.