Österreicher lieben Indianer
Der Erfolg von "A klana Indiana" trat eine Welle von Veröffentlichungen los, die alle in dieselbe Kerbe schlagen: einfache Rhythmen mit Texten, an der Grenze zur Geschmacklosigkeit. Doch der Erfolg bestätigt das Konzept.
"Es geht bei all diesen Produktionen rein um den Spaßfaktor", attestiert Horst Unterholzner, als A&R Consultant der EMI Austria für den "Indiana"-Erfolg verantwortlich. Inzwischen folgen zahlreiche Veröffentlichungen diesem Prinzip: Alpnsepp mit "Oben auf der Oalm" und "Die geile Sennerin" (Sony Music), "Mädchen" und "Zehn kleine Filzläuse" von Dr. Sohmer (Universal Music) sowie die Titel "Sample My BumBum" von Orgasmo und "Hamma Heyah Ho" von Two In One (beide EMI Austria). Dabei stand Unterholzner der ersten Fassung von "A klana Indiana" eher fassungslos gegenüber, als Christian Seitz vom Produzententeam Ultimatief sie an ihn herantrug: "Es handelte sich nicht um ein klassisches Charts-Produkt, und ich wußte damit zuerst nichts anzufangen." Dennoch brachte EMI Austria die Single "A klana Indiana" am 28. Dezember 1998 auf den Markt. Beim Marketing setzte das Unternehmen auf die Club-Promotion in Stimmungslokalen österreichischer Skiorte: Die Reaktionen sprachen für sich, und knapp einen Monat später stieg die Single auf Platz fünf in die Charts ein. Davon ermutigt veröffentlichte das Ultimatief-Team mittlerweile nach "A klana Indianer" mit "Uiii, is des bled!" und "Twist No. Sex" zwei weitere "Indiana"-Singles. Insgesamt verkauften sie mit den drei Singles über 150.000 Einheiten. Am 25. Oktober erscheint mit "Jetzt muß es raus!" das erste "Indiana"-Album, das neben den Hit-Singles und der Skifahrerhymne "Zicke Zacke" auch eine Cover-Version des Klassikers "I Will Survive" von Gloria Gaynor enthält. Unterholzner erläutert: "Unsere Marktforschung ergab, daß es sich bei den Käufern um eine gänzlich neue Zielgruppe - vornehmlich aus dem ländlichen Raum - handelt. Wir nennen sie die 'schweigende Masse', die sonst eher in Schallplattengeschäfte geht." Vor allem die deftigen Texte sprächen die potentiellen Käufer, in erster Linie Kinder, an: "Es gibt dabei allerdings unsichtbare Grenzen, die wir niemals überschreiten. Geschmacklose Nachfolgeprodukte anderer Firmen wie beispielsweise 'Zehn kleine Filzläuse' von Dr. Sohmer, finden wir grauslich." Ebenfalls aus dem Ultimatief-Stall stammt das "Anton aus Tirol"-Konzept mit DJ Ötzi: Die Debütsingle verkaufte mittlerweile mehr als 25.000 Exemplare. Den Erfolg erklärt Unterholzner so: "Der Österreicher will Musik hören, die sich mit seinem Zuhause beschäftigt, und er will Texte in seiner Sprache hören. Es gibt Nachholbedarf, und es liegt an den Schallplattenfirmen, die nötigen Konzepte zu liefern. Mit den richtigen Ideen läßt sich aus dem Markt noch viel herausholen.'