Musikverleger drängen ins Internet
Schwerpunkte der zweitägigen Tagung des Deutschen Musikverleger-Verbands (DMV) waren das Internet und die GEMA. Viele Teilnehmer äußerten den Wunsch nach dem Aufbau eines online verfügbaren, autorisierten Songtext-Archivs.
DMV-Geschäftsführer Dr. Heinz Stroh führte vor rund 70 Teilnehmern aus, daß derzeit etwa 30 Song-Archive im Internet existieren, in denen man Songtexte ohne vorherige Genehmigung des Musikverlags kostenlos herunterladen kann. Der DMV habe die größte Site abgemahnt, mittlerweile sei sie geschlossen. Die Musikverleger billigten dieses Vorgehen, machten aber deutlich, daß sie ein autorisiertes Song-Archiv im Internet aufbauen wollen. Dazu soll der Verband Kontakte zu Firmen aufnehmen, die für die Verlage das Archiv verwalten können. Rechtsanwalt Peter F. Schulz, der über das Thema Multimedia referierte, empfahl den Verlegern in diesem Zusammenhang die Einrichtung von Websites für die Autoren von Musikstücken, um die Promotion zu unterstützen. Gleichzeitig sei wichtig, die Markenrechte - Künstlername und Domain der Internet-Adresse - zu sichern. Auch über den illegalen Download von MP3-Files diskutierten die Verleger; sie appellierten an die Tonträgerindustrie, Schutzsysteme gegen das verbotene Kopieren zu installieren. Die GEMA dagegen bekam auf der Tagung ihr Fett ab. Harsche Kritik übten die Teilnehmer an der Programmerfassung der Gesellschaft. Hier ist es nach der Einschätzung vieler DMV-Mitglieder dringend notwendig, ein effektiveres System zu entwickeln.Michael Kudritzki, Vorsitzender des U-Ausschusses, erklärte, daß es mit dem GEMA-Beauftragten für die Programmerfassung, Dr. Gabriel Steinschulte und dem Direktor der Bezirksdirektionen Christian Kröber, ständig Treffen gebe. Die Effektivität der Direktionen müsse verbessert werden, außerdem forderte Kudritzki eine höhere Anzahl von Kontrolleuren, um die Programme und Aufführungen besser überprüfen zu können. Auch die Situation bei der Auslandsabrechnung bewerteten die Verleger kritisch. Sie werfen der GEMA vor, daß die Berechnungsschlüssel nicht erkennbar, die Bearbeitungszeit zu lang und die Abrechnungen unvollständig seien. Um die Probleme aus dem Weg zu räumen, forderten die Teilnehmer weitere Gespräche mit der GEMA.